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Von Susanne Firzinger.

„I´m going with the stream of the river …“

Der tschechische Modedesigner Jakub Polanka ist der Gewinner des „Kontakt. Fashion Award 2008“, Preis der Erste Bank für Modedesign aus Zentral- und Osteuropa. Polankas Mode wirkt kühl, dahinter steckt ein poetisches Konzept.

„I’m living a metaphorical life. I’m going with the stream of the river ... “ Sätze, die man sich nicht vorderhand von Jakub Polanka erwarten würde, jenem Modedesigner, Ende 20, der beim „8 festival for fashion and photography“ im Juni 2008 kühle graue Kleidung präsentierte und Farbe nur spartanisch einsetzte. Gekommen ist ihm die Idee zu dieser Kollektion in seinem Zimmer in Paris. Da gibt es über dem Bett ein Fenster, durch das er den Himmel sehen kann. „Ich sah den Himmel, die Wolken und ein Flugzeug, das langsam am Himmel seine Bahn zog und seinen Schweif hinter sich drein. Das war so ein erhellender Moment für mich und gleichzeitig einer von unglaublicher Tiefe.”
Polankas Stil ist ebenso ephemer wie architektonisch: „Es gibt ein Zeichen für Frau in der japanischen Kampfkunst“, erklärt der Designer. „Den Bambus. Das Zeichen soll bedeuten, dass eine Frau stark wie die Wurzel des Bambus und schön wie seine Blüte ist.“ Polankas Kollektion, die er in Wien präsentierte, ist von diesem Bild inspiriert. Die Stücke sollen den Körper seiner Trägerin in Harmonie mit deren Bewegung und Persönlichkeit umspielen. Dass Polanka einmal Architektur studierte, sieht man den Entwürfen, deren auffälliger Faltenwurf skulpturale Qualitäten entwickelt, an.
Jakub Polanka ist in der ehemaligen Tschechoslowakei aufgewachsen. In Prag studierte er Architektur und Design. „Wir lernten damals, aus nichts etwas zu machen. Kreativität entstand nicht zuletzt aus einer aus der Not geborenen „Do-it-yourself“-Mentalität.“ Heute würde den Tschechen der Mut zu heimischen Produkten fehlen, meint Polanka, westliche Marken und Massentextilien würden noch immer als etwas Besonderes gelten. „Das westliche Credo der Individualität ist noch nicht zu meinen Landsleuten vorgedrungen – zu lang war man dazu gezwungen, seine T-Shirts selber zu batiken. Davon haben sie offensichtlich noch immer die Nase voll.“
2004 zog Jakub Polanka von Prag nach Paris, um am „Institut Français de la Mode“ zu studieren. „In Tschechien hätte ich meine Kreativität höchstens in der Garage ausleben können.“ In Paris wurde er von Philippe Starck entdeckt und er arbeitete zwei Jahre lang im Team des Stardesigners, bevor er sich Ende 2007 mit seiner eigenen Kollektion selbstständig machte.
Auf die Frage, wen er selbst gern einkleiden möchte, beginnen Polankas Augen zu leuchten. „Die Hollywoodschauspielerin Tilda Swinton.“ Ihre Performance im Film „Orlando“, diese grandiose Balance zwischen maskulin und feminin, sei stilgebend für die aktuelle Zeit. Eine Harmonie, die auch der Designer Jakub Polanka in seiner Arbeit realisieren möchte: „Equilibre“ – geradlinig, klar und fließend solle seine Mode sein. „I’m going with the stream of the river. Always trying to say something through something else.“ „Mode“, sagt Polanka, „ist die Poesie des 21. Jahrhunderts.“



Artikel erschienen in: REPORT. Magazin für Kunst und Zivilgesellschaft in
Zentral- und Osteuropa,Juli 2008

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